Chronik

Arbeiter-Radfahrerbundes „Solidarität“

In den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts fand das Fahrrad, das bis dahin ein Privileg der gutsituierten Bürger gewesen war, Eingang in die Arbeiterschicht. In einigen Orten Deutschlands bildeten sich kleine Gruppen von Arbeiter- Radfahrern. In Ihrer knappen Freizeit knüpften sie Verbindungen nach hierhin und dorthin bei Ihren Fahrten durch die Heimat. Über eine lose Zusammenarbeit in den Jahren zw. 1893-1895 kamen die einzelnen Verbindungen jedoch nicht hinaus. Nach 3-jährigen Bemühungen gelang ihnen der Durchbruch nach einem Aufruf im April 1896 in der Zeitung „Der Arbeiter Radfahrer“. Am 24. bis 25 Mai 1896 beschlossen die 18 Delegierten des Arbeiter Radfahrer Kongresses in Offenbach am Main die Gründung des als radsportliche Spitzenorganisation, die das Fahrrad als das Verkehrsmittel des „kleinen Mannes“ für die Zukunft sah. Das Fahrrad sollte auf eine körperliche und geistig gesunde Entwicklung, und auf eine gesunde Entwicklung der nationalen und internationalen Beziehungen hinwirken. Im Jahre 1900 zählte man bereits 4168 Mitglieder.1901 erließ der Bundesvorstand eine Resolution, die allen Bundesvereinen aufgab, keine Politik zu betreiben. Damit begegnete er den Versuch der kaiserlichen Regierung, die sogenannten „freien Radler“ außer Gesetz zu stellen. Frankreich und Belgien gewährten zollfreien Grenzübertritt mit Fahrrädern.1902 wurde die Unfall-Unterstützung auf alle Radunfälle ausgedehnt. 1903 beschloss der Bund „Solidarität“, die Unfall-Unterstützung auch auf die Motorradfahrer zu erweitern.1904 auf dem 6. Bundeskongress in Erfurt wurde die Einführung einer Unfalltod-Unterstützung beschlossen.1908 war die Grenze von 100.000 Mitgliedern überschritten.

Die gesamte Chronik der „Solidarität“ kann hier eingesehen werden.

Gründung Ortsgruppe der Solidarität in Vach 1908

Bei einer Maifeier im Jahre 1908 in der Gaststätte Frühwirt (Bahnhof Vach) war eine Sportgruppe der „Solidarität“ Fürth anwesend. Dieselbe zeigte Darbietungen auf Hoch-und Saalrädern, welche eine Anzahl Vacher Jungen so gut gefielen, dass sie sich sogleich entschlossen, ebenfalls eine Ortsgruppe der Solidarität in Vach zu gründen:

  • Christian Zeitler
  • Wilhelm Oßinger
  • Heinrich Lotter
  • Johann Neubauer
  • Johann Bischoff
  • Georg Pflugmann
  • Konrad Wehner
  • Anna Hannweg

 

Dabei wollen wir nicht vergessen, dass zur Erledigung der umfangreichen Schreibarbeiten, Anmeldung zum Vereinsregister, Anmeldung beim Beschaffen der Statuten, uns der damalige Bezirksvorsitzende und Geschäftsführer des „Frisch Auf“ Fahrradhauses sehr behilflich war. Die Ortsgruppe Fürth war es, welche uns in den ersten Jahren unseres Bestehens immer hilfreich zur Seite stand. In den folgenden Jahren, bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges, beschränkte sich die Tätigkeit der jungen Ortsgruppe, hauptsächlich auf Touren-, Langsam- und Werbefahren. Dazwischen war der Mitgliederstand aufgrund unermüdlicher Aktivität der Gründungsmitglieder auf 20 Aktive und 15 Passive angewachsen. Das Sportmaterial bestand ausschließlich aus Tourenrädern, das Eigentum der Aktiven waren. 

Solidarität Vach nach 1918

Vom Aderlaß des 1. Weltkrieges blieb auch unsere Ortsgruppe nicht verschont, denn von den damaligen Mitgliedern, kehrte die Hälfte nicht mehr wieder zurück. Nach diesem verlustreichen Krieg waren Hans Zink und die heute in der Vacher Vereinsgeschichte fast schon legendäre Gestalt „Christ Schmidt“ genannt Seidala, welche durch unermüdliches Schaffen und Werben die Jugend wieder für unsere Sache gewinnen konnten. Dazu konnten im Jahre 1922 mit Hilfe des Bundes 6 Saalmaschinen beschafft werden. Als am 27. Mai 1923 das 15-jährige Vereinsbestehen verbunden mit einer Standartenweihe gefeiert wurde, zählte die Ortsgruppe bereits wieder 85 Mitglieder. Die Geschicke der Ortsgruppe lenkte damals Vorsitzender Konrad Roth II. Und das Fest fand in der Gaststätte Heinrich Lotter statt. Ab 1923 wurde dann unter der Leitung der beiden aktiven Sportler Georg Lohbauer und Xaver Schmitt mit dem Saalsport begonnen. Diese Arbeit zeigte im Jahre 1925 ihre ersten Erfolge, indem unsere Mädchen die Bezirksmeisterschaft erringen konnten.

Ebenfalls im Jahre 1925 wurde auch mit dem Rennsport begonnen, ca. 12 Fahrer fanden sich zur Ausübung dieser Sportart ein. So wurde ein Rennen rund um den Vacher Bahnof- Stadeln- Mannhof gestartet, das zur alljährlichen Tradition gemacht wurde. Ebenfalls zur Tradition wurden auch die Saalsportabende, welche mit Vorführungen des Kunstfahrerpaares Georg Lohbauer und Xaver Schmitt, sowie humoristischen Einlagen ausgefüllt waren. Zur weiteren fortschrittlichen Arbeit der damaligen Vereinsführung muss auch hinzugefügt werden, dass sie im Jahre 1926 aus eigener Kraft eine Freilichtbühne im Hofe des Vereinslokals Lotter erbaute. Im Jahre 1927 erreichte unsere Rennsportabteilung ihren Höhepunkt. Gekennzeichnet durch die Teilnahme an den Bundesmeisterschaften in Frankfurt, im 6x 2000 m Staffettenfahren; unsere Mannschaft konnte den 3. Platz belegen.

Die Motorsportabteilung begann 1928 ihre Tätigkeit unter der Leitung von Georg Lohbauer. Durch gute Leistungen auf dem Gebiet Rad- und Motorsport wurde die Ortsgruppe Vach bekannt. Leider wurde der gute Ruf der gesamten Solidarität im Deutschen Reich im Jahre 1933 durch die Machtübernahme schmählich beendet.

Neustart 1949

 Im Jahre 1949 war es abermals der langjährige Vorsitzende Chr. Schmidt, der die Geschicke des Vereins durch unermüdliche Werbearbeit in die Hand nahm. Leider wurde er durch einen tragischen Verkehrsunfall aus unserer Mitte gerissen, und es war ihm nicht mehr vergönnt das Aufblühen und die sportlichen Erfolge seiner Ortsgruppe noch mitzuerleben. Doch seine Person sollte jedem in unserer Organisation ein stetiges Vorbild sein. In den Jahren zw. 1951 bis 1958 wurden in den Sportgruppen „Saalsport sowie Motorsport“ große Erfolge erzielt. Zu nennen wären hier in erster Linie mehrere Teilnahmen an den Bundesdeutschen  Meisterschaften, wo als größter Erfolg eine Deutsche Meisterschaft, sowie vier Vizemeisterschaften erzielt wurden. Diese Geschicke des Vereins leitete vorzüglich Matth. Engelbrecht als 1. Vorsitzender mit einer tatkräftigen Verwaltung von 1951 bis 1956. In diesem Zeitraum war es möglich, den Mitgliederstand von 78 auf 156 zu erhöhen. Im Herbst 1957 übernahm das Amt des 1. Vorsitzenden Georg Auer, dem eine ziemlich junge Verwaltung tatkräftig zur Seite stand, welcher es gelang, den Mitgliederstand auf über 200 zu erhöhen. Das 50- jährige Jubiläum wurde am 14.-15. Juni 1958 gefeiert, im Engelhardt-Lotter Saal. In den nachfolgenden Jahren konnte der Verein zahlreiche Titel von den Meisterschaften mit nach Hause nehmen.1959 übernahm Karl Roth den 1. Vorsitz, Hans Hannweg löste ihn 1961 ab. Von 1962 bis 64 hatte Fritz Loos den Vorsitz. Richard Schmalzbauer wurde von 1965 bis 68 zum Vorstand gewählt. Danach begleitete dieses Amt für 1 Jahr nochmals Karl Roth. Von 1970-72 tritt kommissarisch Johann Bloedel ins Amt. 

Rad- und Sportverein „Solidarität“ Fürth-Vach 1908 e. V.

Da der R.K.B. Solidarität Fürth am 31.12.1977 vor der Auflösung stand, haben wir der Ortsverein Vach, ihn ab 01.01.1978 als Abteilung an uns angeschlossen. Der Name des Vereins „Arbeiter, Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität Vach“ erlischt im Februar 1979. Am 22. Februar 1979 bekommt der Verein einen neuen Namen. Der Verein führt den Namen: Rad- und Sportverein „Solidarität“ Fürth-Vach 1908 e. V. Der Verein hat weiterhin eine eigene Satzung und ist Mitglied des Rad – und Kraftfahrerbundes Solidarität e. V. Offenbach/Main. Im Jahr 1979 mussten wir auch unseren jahrzehntelangen Trainingsraum, den Engelhardt- Lotter Saal, wegen der schlechten Bodenverhältnisse aufgeben.  Seitdem findet unser Training in der alten Turnhalle in Stadeln statt.  Doch auch hier sind die Trainingsmöglichkeiten unzureichend. Dem Verein steht zu wenig Zeit für sein Training zu, der Trainingsraum ist zu klein, und ebenso ist nicht genügend Platz vorhanden, um unser teures Trainingsmaterial hier zu lagern, sodass wir einen Teil unseres Inventars noch im Engelhardt-Lotter-Saal, in einem Nebenraum lagern mussten. Es stellte sich die Frage, wie lange unter solchen Trainingsbedingungen noch sportliche Erfolge möglich sein würden. 

Sanierung Engelhardt-Lotter Saal

Bereits 1978 ergriff die amtierende Vorstandschaft, aus dieser Trainingsmisere heraus, die Initiative zu Errichtung eines eigenen Sportzentrums am Eisweiher, mit Unterstützung der Stadt zum Wohl aller Vacher Vereine und der sporttreibenden Jugend. Es gelang uns, das Grundstück aus dem Landschaftsschutz herauszubekommen, das weitere scheiterte jedoch an der finanziellen Unterstützung der Stadt Fürth.
1980 wurde der Verkauf des Engelhardt- Lotter Anwesens (mit Saal) an den Verein herangetragen.
Auch hier standen alle Vacher Vereine geschlossen hinter uns, als Federführer wurden wir, der Rad- und Sportverein „Solidarität“ ernannt. Wir haben alles versucht , um unsere Verantwortlichen im Stadtrat, bis zum OB, von der Dringlichkeit und Notwendigkeit des Erwerbs und der Instandsetzung des o.g. Anwesens für den Ortsteil Vach zu bewegen und uns eine finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen. Den Befürwortern unter den Stadträten und ihrer Unterstützung gilt unser Dank.
1982 wurde der Engelhardt-Lotter Saal von der Stadt Fürth gekauft. Gleichzeitig wurden in diesem Jahr die Vorbereitungen für die 75 Jahresfeier getroffen diese fand vom 10.6-12.6. 1983 im Vacher Festzelt statt.

Das Jubiläum wurde mit sportlichen Darbietungen und einem Festzug, an dem alle Vacher Vereine und Solivereine aus dem Bezirk Mittelfranken beteiligt waren, untermalt.
1983 wurden Verhandlungen unter der Regie von Martin Hackl über einen Erbpachtvertrag mit der Stadt Fürth abgehalten.
Ein Jahr später fand eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt, in welcher der Erbpachtvertrag beschlossen wurde.
Von 1978 bis 1984 wurden 46 Sitzungen und 8 Zusammenkünfte mit den Vacher Vereinen abgehalten.
Es wurden insgesamt 3790 Arbeitsstunden in Eigenleistung erbracht. Die Einweihung fand am 21.06.1986 statt. 

Am 27.11.1987 erhielt Martin Hackl der von 1973 bis 1990 als 1. Vorstand tätig war, die Ehrennadel in Silber für besondere Verdienste im Sport von der Stadt Fürth. Am 21.11.1990 tritt Martin Hackl aus gesundheitlichen Gründen von diesem Amt zurück und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 1990 wurde Heinz Haubner für eine Periode ins Amt gewählt, danach war Wolfgang Moissl für zwei Jahre Vorstand des Vereins. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im November 1995 wurde Hans Georg Rager  zum 1. Vorsitzenden gewählt. Dieses Amt hatte er bis 2002 inne. In dieser Zeit erhielt Gerhard Wölfel am 07.11.1997 die silberne Ehrennadel für besondere Verdienste im Sport von der Stadt Fürth.  Am 11.06.1998 durfte der Verein sein 90-jähriges Bestehen in der Soli Halle feiern. Im Jahr 2002  in der Jahreshauptversammlung am 30.11 wurde Kassier Gerhard Wölfel zum Ehrenmitglied ernannt. 2003 wurde Christian Frosch der 1. Vorsitzende. 2005 bekam unsere Halle einen neuen Anstrich, wo wir auch von der Stadt Fürth finanziell unterstützt wurden. Hierfür herzlichen Dank! Im gleichen Jahr bekam Gerhard Wölfel, im Rahmen der Sportlerehrung die Ehrennadel in Gold für besondere Verdienste im Sport und Ehrenamt von der Stadt Fürth verliehen, an der auch Martin Fürsattel für seine sportlichen Erfolge geehrt wurde. Seit 2006 ist jetzt Isabel Kaatz, die von ihrer langjährigen Arbeit als Jugendleiterin zurückgetreten ist, Vorstand des Vereins. Im Jahr 2007 sind wir den BLSV beigetreten, um weiterhin finanzielle Unterstützung für unseren Sport zu bekommen.

100 jähriges Jubiläum

2008 richteten wir über ein ganzes Wochenende unser 100-jähriges Jubiläum aus. Einer der Höhepunkte war unter anderem die Rocknacht am Samstag, die wir auch noch ein paar Jahre weiter organisierten. Im Rahmen des Jubiläums wurde zudem auch die Bayerische Meisterschaft der Elite und die Bezirksmeisterschaft der Schüler in Stadeln ausgerichtet, bei der einige sportliche Erfolge gezeigt wurden.

Im Jahr 2012 wurde die Mountainbike-Abteilung mit Fachwart Friedolin Fischer-Horn gegründet. Die Gruppe trifft sich seitdem jeden Freitag zu gemeinsamen Ausfahrten und zwei bis dreimal im Jahr sind sie nun auch auf größere Touren aufgebrochen. Vom Bayerischen Wald bis zu den Dolomiten, kein Berg ist ihnen zu steil. Außerdem ist die Anzahl der Mountainbike-Gruppe seither sehr erfreulich gestiegen, dass für jeden ein angenehmes Tempo dabei ist.

 2013 gab es gleich noch eine sportliche Erweiterung in unserem Verein. Der Aufbau der Radball-Abteilung der Schüler mit Fachwart Hans Schäfer am 8.3.2013 nach einem Schnuppertraining mit der Grundschule Vach.

Große Hallensanierung

Am 20. Juli 2013 wurde der Startschuss für den ersten Bauabschnitt der Hallensanierung gegeben. Es begann mit dem Entrümpeln des Dachbodens, der Entsorgung von Altlasten und dem Einbau einer neuen Heizung. Im Jahr 2014 wurde der Treppenaufgang zum Dachboden fertiggestellt und hinter der Bühne wurden alle Vorbereitungen für neue Umkleidekabinen getroffen. Die Hallensanierung setzte sich im Jahr 2015 fort, als der Kanal neu verlegt und Schächte eingesetzt wurden. Trockenbauwände wurden errichtet und die Lüftungs- und Heizungsschächte wurden neu verlegt. Zusätzlich wurde der Anbau für das Radlager gebaut. Im Jahr 2016 fand eine kleine Ausstellung im Stadtmuseum statt, bei der verschiedene Exponate zum Thema Hallenradsport gezeigt wurden. Außerdem erhielt unsere Vorständin Isabel für besondere Verdienste im Sport die "silberne Ehrennadel". Auch die Sanierung der Halle schritt voran, die Umkleidekabinen und das Radlager wurden ausgebaut und die Toiletten entkernt. Im Jahr 2017 wurden die ersten Räumlichkeiten fertiggestellt: Die Umkleideräume mit Duschen und Waschbecken wurden installiert und gefliest, die Elektrik inklusive Hallenbeleuchtung erneuert und die Wasserversorgung in den Toiletten verlegt. Während der Umbauphase entstand ein schönes Jugendprojekt: Das ehemalige Toilettenhäuschen im Hof wurde zur MTB-Hütte ausgebaut und wird seitdem nicht nur als Jugendtreffpunkt, sondern auch als Fahrradwerkstatt für Mountainbiker genutzt.

Im Jahr 2018 stieß die Hallensanierung auf ihre größte Herausforderung: den Abbruch des Hallenbodens. Während dieser Zeit mussten die Sportler in die Finkenschlaghalle ausweichen. Doch nicht nur der Hallenboden wurde erneuert, auch der Innen- und Außenputz wurden angebracht und alles fertiggestellt, was noch zu tun war. Dazu gehörten die WC-Anlagen, Umkleiden, das Radlager, die Holzinnenverkleidung, die Garderobe, die MTB-Hütte und der Wiederaufbau der Bühne. Im Jahr 2019 kam es dann zum finalen Abschluss der Sanierung unserer Halle und einem Endspurt in allen Gewerken. Nach vielen Jahren fleißiger Arbeit, einer Menge Schweiß und Mühe, aber auch durch den gemeinsamen Zusammenhalt können wir euch nun stolz unsere neue Halle präsentieren.